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06.05.25 | 7 min

Amrein AG: Mehr recyclen, effizienter wirtschaften

Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft plante die Amrein AG aus Rickenbach eine neue Recyclinganlage. Die Wirtschaftsförderung hat sie zur Finanzierungsunterstützung mit der Zimmermann-KMU-Stiftung vernetzt.

Kathrin Scherer (Wirtschaftsförderung Luzern), Mario Beckmann (Zimmermann-KMU-Stiftung), Beat Amrein (Amrein AG)

Seit 1959 setzt die Amrein AG aus Rickenbach auf hochwertige und innovative Lösungen im Baubereich. Nebst dem Tief- und Strassenbau zeichnete sich das Familienunternehmen von Beginn an durch die Kiesproduktion aus. Das Geschäft lief gut, und schon bald erweiterte das KMU seine Dienstleistungen. Damit tätigte das Unternehmen in den 70er-Jahren einen entscheidenden Schritt: «Im Zusammenhang mit dem neuen Muldenservice fing die Amrein AG – damals noch geführt von meinem Grossvater und seinem Bruder – mit der Sortierung von Bauabfällen an», sagt Beat Amrein, Geschäftsführer in dritter Generation. Später hat man zwecks Wiederverwertung auch mit der Aufbereitung von mineralischen Abfällen, wie Altbelag und Betonabbruch, die beispielsweise beim Abbruch von Bauwerken entstanden, begonnen. Das war zu Beginn der 1980er-Jahre. «Pionierin war die Amrein AG diesbezüglich nicht, wenngleich unter den Ersten», sagt Amrein zu diesen anfänglichen Ansätzen der Kreislaufwirtschaft. Zwar wurde die ökologische Nachhaltigkeit in der Gesellschaft langsam ein Thema, die Wiederverwertung des Materials erfolgte jedoch hauptsächlich aus dem Gedanken der Wirtschaftlichkeit. 

Strengere Verordnungen verhelfen zu neuen Ideen

Das Unternehmen entwickelte sich laufend weiter, ebenso sein Umgang mit der Recyclingthematik. Die Verordnungen wurden zunehmend strenger und entwickelten sich immer mehr in Richtung Wiederverwertung. Auch wenn Recycling schon lange ein wichtiges Thema für die Amrein AG war, wurden Anpassungen nötig. Mit der neuen Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) 2016 kam der endgültige Wendepunkt: Schlammweiher, wie sie in Kieswerken bislang üblich waren, wurden verboten. Neu war Pflicht, den Schlamm zu entwässern und wieder aufzubereiten. Der erste Plan im Zusammenhang mit den Gesetzesänderungen bestand deshalb aus dem Bau einer Schlammaufbereitungsanlage. «Kaum angedacht, nahmen unsere Ideen allerdings grössere Dimensionen an: Wenn wir schon eine neue Anlage bauen, wieso dann nicht eine, mit der wir auch Feststoffe noch besser recyceln können?», so Beat Amrein. Die bisherige Wiederaufbereitung der Bauabfälle mit dem herkömmlichen Brecher stiess an Grenzen: Eine reibungslose Wiederaufbereitung bedingt, dass das Ausgangsmaterial bereits sauber und sortenrein ist. Nur so erhält man ein Granulat, das den hohen Qualitätsansprüchen genügt. In der Realität ist das Ausgangsmaterial jedoch oftmals so stark verunreinigt, dass sein Weg nur noch auf die Deponie führt. Und dies, obwohl sich darin jede Menge verwertbares Material befinden würde. Hier kommt die neue Recyclinganlage ins Spiel: Sie ist in der Lage, auch stark verschmutzten Mischabbruch, Aushub sowie Schlamm zu einem verwertbaren Endprodukt zu verarbeiten.

Die Maschinerie ist ausserordentlich vielschichtig: Die Wasseraufbereitung geschieht mittels hochkomplexen Filteranlagen, der Schlamm durchläuft mehrere Chemiestationen. Das Segmentieren der Feststoffe geht etwas einfacher und ist mit einem Tablet oder Computer steuerbar. So oder so: Die Dimensionen der neuen Anlage nd beeindruckend – kein Wunder, hat sie bereits während der Bauphase grosses Interesse in der Region erweckt. Eine vergleichbare Anlage gibt es in der Zentralschweiz bislang nicht. 

Dank Finanzierung zum Baustart

Eine Baubewilligung für die Recyclinganlage lag bereits 2019 vor, allerdings an einem anderen Standort auf dem Areal. Aufgrund von gesetzlichen Änderungen, Problemen mit dem Untergrund und der Coronapandemie musste umgeplant werden. Als das Projekt Ende 2020 wiederaufgenommen wurde, stellte sich nebst dem neuen Standort auf dem Areal die Frage nach der Finanzierung. Dank einem Hinweis der Wirtschaftsförderung Luzern gelangte Beat Amrein an die Zimmermann-KMU-Stiftung. Danach ging alles schnell: Im Oktober 2021 konnte er den Stiftungsverantwortlichen seine Vision der Anlage vorstellen und traf damit ins Schwarze – genau solche Projekte seien gefragt, hiess es vonseiten der Stiftung. Dementsprechend positiv fiel der Beschluss aus: Die Zimmermann-KMU-Stiftung unterstützte die neue Recyclinganlage mit einem Darlehen von CHF 500000. «Ich war froh und erleichtert, dass wir unter anderem dank dieser Zusage die gesamte Finanzierung ohne die Beteiligung von privaten Investoren stemmen konnten», so Amrein.

Der Aushub wurde ab Oktober 2023 vorgenommen, im März 2024 wurde mit dem Betonbau gestartet. Die Inbetriebnahme der Anlage erfolgte im Mai 2025. Kathrin Scherer, Leiterin Unternehmensentwicklung bei der Wirtschaftsförderung Luzern: «Mit der beeindruckenden neuen Recyclinganlage kann die Amrein AG effizienter wirtschaften. Solche Investitionen sind ein Bekenntnis für den Standort und stärken die Wirtschaft in den ländlichen Gebieten des Kantons.»

 

Unterstützung durch die Zimmermann-KMU-Stiftung

Die Zimmermann-KMU-Stiftung unterstützt Luzerner Unternehmen wie die Amrein AG bei der Realisierung ihrer Projekte. Zu diesem Zweck vergibt sie Darlehen bis CHF 500000. Geschäftsführer Mario Beckmann gibt Auskunft.

Herr Beckmann, was bezweckt die Zimmermann-KMU-Stiftung?

Die Zimmermann-KMU-Stiftung bezweckt die Förderung von KMU-Betrieben mit Sitz im Kanton Luzern. Sie will die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen von Luzerner Klein- und Mittelbetrieben mit maximal 50 Mitarbeitenden in der Start-, Wachstums- oder Investitionsphase verbessern. Die Stiftung hat gemeinnützigen Charakter und verfolgt keinen Erwerbszweck. 

Woher stammen die Gelder?

Aus der Erbschaft von Hedy und Guido Zimmermann aus Vitznau. Als sich das Ehepaar 1964 entschloss, ein eigenes Unternehmen zu gründen, hätte es als Starthilfe zur Anschaffung der notwendigen Werkzeuge einen kleinen Kredit benötigt. Keine Bank war bereit, die gewünschten Mittel zur Verfügung zu stellen. Glücklicherweise wurde im Freundeskreis der beiden eine Person gefunden, die an die Geschäftsidee der Jungunternehmenden geglaubt und die notwendige Summe als Darlehen zu Verfügung gestellt hat. Sonst wäre es wohl nie zu Arbeitsplätzen für über hundert Mitarbeitende und zu Ausbildungsplätzen für Generationen von Lernenden gekommen. Diese Erfahrung hat die Stifter dazu bewegt, ihren gesamten Nachlass in die Stiftung einzubringen. 

Stehen die Unterstützungsleistungen jedem Unternehmen offen? 

Voraussetzungen sind unter anderem, dass der Betrieb seinen Sitz im Kanton Luzern und höchstens 50 Vollzeitstellen hat. Maximal können wir Darlehen bis zu einem Betrag von CHF 500000 ausrichten.

Nach welchen Kriterien werden die Projekte ausgewählt?

Sofern die Gesuche dem Stiftungszweck entsprechen, finanzieren wir vorzugsweise Investitionen in Sachanlagen, wenn den Gesuchstellenden die Eigenmittel und – beziehungsweise oder – eine Bankfinanzierung fehlen. Gesuche aus Branchen, in denen ein grosser Wettbewerbsdruck herrscht (z. B. Gastronomie) oder ein erheblicher Finanzierungsbedarf besteht (z. B. Medtech oder Softwareentwicklung), lehnen wir generell ab. Wir treten niemals in Konkurrenz zu einer Bank auf oder machen aktiv Werbung, sondern finanzieren ergänzend zu den Firmeninhaberinnen und -inhabern und den Kreditinstituten.

Wie geht die Unterstützung vonstatten?

ofern die Gesuche dem Stiftungszweck entsprechen, wird eine Vorprüfung vorgenommen. Danach verlangen wir einen Businessplan inklusvie Finanzplan und laden die Gesuchstellenden zu einem Gespräch ein. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, entscheidet der Stiftungsrat auf meinen Antrag als Geschäftsführer hin.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Luzern? 

Sämtliche Gesuche werden durch die Wirtschaftsförderung Luzern oder den Technopark Luzern entgegengenommen, auf die Erfüllung der Voraussetzungen geprüft, bearbeitet und anschliessend der ZKMU-Stiftung vorgelegt. Diese Zusammenarbeit ist für uns sehr wertvoll, da vom Team der Wirtschaftsförderung Luzern eine essenzielle Vorselektion vorgenommen wird. 

Was waren die ausschlaggebenden Faktoren für die Unterstützung der Amrein AG?

Das Geschäftsmodell sowie die involvierten Personen haben uns hinsichtlich ihres Unternehmertums und ihres Innovationsgeistes beeindruckt. Das Gesuch entsprach zu 100 % unserem Kriterienkatalog, weshalb wir sehr rasch eine Finanzierungszusage abgeben konnten.

Gibt es Kriterien, die eine Unterstützung ausschliessen? 

Aufgrund unseres Stiftungszwecks dürfen wir keine Sanierungs- und Restrukturierungsfälle unterstützen. Ferner keine Domizil-, Holding- und Verwaltungsgesellschaften sowie keine reinen  Immobiliengesellschaften, da diese gemäss unserer Definition keine KMU-Betriebe sind.

www.zkmu.ch 

Anja Hammerich | © Wirtschaftsförderung Luzern

Anja Hammerich
Projektleiterin Kommunikation/Content

Telefon +41 41 367 44 08

 

 

Amrein AG
6221 Rickenbach
Baugewerbe Tiefbau
Strassen- & Tiefbau / Kieswerk